Crowdsourcing könnte man wörtlich mit Schwarmauslagerung übersetzen. Beim Crowdsourcing geht es anders als beim Outsourcing darum, nicht Unternehmensaufgaben aus dem Unternehmen nach außen zu verlagern, sondern Intelligenz von außen in das Unternehmen hereinzubekommen. Crowdsourcing ist nur im Internet zum Mitmachen, dem Web 2.0, vorstellbar, weil Crowdsourcing die technischen Möglichkeiten des interaktiven Internets benötigt, damit die in der Ferne Arbeitenden an der Erreichung des Unternehmenserfolgs mitwirken können.
Crowdsourcing wurde als Begriff von den „Wired“-Journalisten Jeff Howe und Mark Robinson geprägt. Es gehe beim Crowdsourcing um eine interaktive Form der betrieblichen Leistungserbringung. Aufgaben die bisher innerbetrieblich wahrgenommen werden, werden an externe Leistungserbringer verlagert, die dafür besser motiviert oder besser ausgebildet sind oder die die Leistung zu günstigeren Konditionen erbringen können. Damit eine deutliche Nähe von Crowdsourcing zu Outsourcing gegeben; denn auch beim letzten kommt es immer auf die Kostensenkung an.
Beispiele für Crowdsourcing sind das Erstellen von Texten für eigene Blogs und Webseiten; hier kann man schnell ausrechnen, dass dies teuer wird, wenn man interne Mitarbeiter dafür einsetzt. Externe Mitarbeiter können beim Crowdsourcing kostengünstig – weil auf Wortzahl zu bezahlen – eingesetzt werden. Damit aber die Texte nicht zu reinem Spam verkümmern, sollte man nach dem Crowdsourcing eine interne Revision vorsehen, um die Texte an die tatsächlichen Anforderungen anzupassen.
Eine andere des Crowdsourcing sind Wettbewerbe um Logos, bei denen die User motiviert werden mit kreativen Ideen zum Unternehmenserfolg beizutragen. Hier kommt eine Bezahlung nur für die Gewinner in Frage. Oft ist es aber so, dass diese guten Ideen nicht weiterverfolgt werden, weil sie nicht in die „Corporate Identity“ des Unternehmens zu passen scheinen. Crowdsourcing scheitert so an internen bürokratischen Hürden im Unternehmen.
Die Zeitschrift ct hat sich in ihrem Heft 10/2011 mit dem Crowdsourcing beschäftigt und ist zum Ergebnis gekommen, dass Crowdsourcing in Deutschland noch in den Anfängen steckt. Außerdem scheint es hierzulande so zu sein, dass man eher die Kostensenkung als Ansatzpunkt beim Crowdsourcing sieht; dass man Crowdsourcing als innovativer Schub für unternehmensinterne Kommunikationsprozesse nutzt, hätte man noch nicht erkannt.
Auch die von ct genannten Zahlen für Bezahlung liegen oft deutlich unter 10 bis 5 Euro pro Stunde. Damit kann Crowdsourcing kaum genutzt werden, um seine Selbständigkeit voranzutreiben. Höchstens als kleines Zubrot für Freizeit-Clicker ist das interessant. Allerdings muss man auch bedenken, dass man so Crowdsourcing auch in Zonen betreiben kann, bei denen die Bezahlung deutlich niedriger ausfällt. Wer also eine interessante Programmieraufgabe mittels Crowdsourcing in Indien erledigen lassen kann, der spart erheblich Geld und sorgt zugleich dafür, dass der internationale Austausch von geistiger Arbeit vorankommt. Und dort könnte eine hierzulande als mickrig empfundene Zahlung durchaus als angemessen erscheinen.
Mit der so gegeben Einschätzung, das Crowdsourcing letztlich Outsourcing ist, trifft man recht gut eine frühere Einschätzung (vgl. das Buch von Christian Papsdorf): Es käme den Unternehmen vor allem darauf an, die wertschöpfende Arbeit der User abzugreifen. Es gehe eher weniger darum die neuen Möglichkeiten des interaktiven Internets zu nutzen, um mittels Crowdsourcing mehr Innovation ins unternehmerische Handeln zu bekommen.
Damit ist die Diskussion um Crowdsourcing allerdings noch nicht erledigt. Es wird sich zeigen, ob man in den nächsten Jahren eher an den innovativen Möglichkeiten von Crowdsourcing ansetzt, oder Crowdsourcing als reines Outsourcing betreiben wird.