Es gibt Leute wie H., die kennen viele andere Leute. Ergänzend zum Hauptjob möchten sie ihre beruflichen Möglichkeiten auch für ihre Freunde nutzbringend einsetzen. Dieses Jahr kam H. auf die Idee, eine Busfahrt zur Burg Eltz zu organisieren. Wir als seine Freunde konnten mit vielen weiteren seiner Freunde und Verwandten die Wanderung Traumpfad Eltzer Burgpanorama erleben.

Ziel Burg Eltz

Burg Eltz

H. kennt viele interessante Menschen und hatte die kreative Idee, seine Tätigkeit für einen öffentlichen Dienstleister mit seinen kommunikativen Wünschen und seiner Gabe, interessante Veranstaltungen zu gestalten, zu verbinden. Einmal im Jahr mietet er sich einen Bus und lädt seine Freude ein, mit ihm auf eine kurze Reise zu gehen. Diesmal war eine Wanderung zur Burg Eltz das Programm.
Es ging nach der Anfahrt mit dem Bus auf die Wanderstrecke des Traumpfades Eltzer Burgpanorama von Wierschem zur Burg Eltz, wo man dann weiter über die Ringelsteiner Mühle (Einkehr) zurück zum Ausgangspunkt kommt.

Da wir noch nie an einer entsprechenden Bustagestour teilgenommen hatten, und wir auch eher selten mit großen Wandergruppen unterwegs sind, war es nun eine spannende Frage, ob und wie ein solches Projekt (Busfahrt einer eher locker zusammengesetzten Wander-Clique) gelingen kann.

Organisation und Umsetzung des außergewöhnlichen Projekts

  1. Planung der Strecke und Festlegung der Rahmenbedingungen: Starttermin, Wanderziel, Sehenswürdigkeit-Optionen, Einkehrmöglichkeiten, Kostenbeteiligung und der Stichtag für die letzte Anmeldemöglichkeit müssen festgelegt und per Mail den Freunden, Verwandten und Interessenten mitgeteilt werden.
  2. Falls bis zum Stichtag genügend Anmeldungen vorliegen, ist das Projekt automatisch gestartet. Eine Rückmeldung (Absage des Projekts) erfolgt nur, wenn nicht genügend Anmeldungen vorliegen.
  3. Die Busfahrt startet pünktlich. Zeitnah geht ein Freund und Mitorganisator mit Kasse herum und kassiert die sehr knapp kalkulierte Kostenbeteiligung ein. Hinweise auf vorhandene Jobtickets werden als Witz eingestuft, obwohl sie durchaus ernst gemeint sein könnten.
  4. Während der Busfahrt gestalten die Gäste das Unterhaltungsprogramm autonom, obwohl ein Micro beim Busfahrer auch für Ansagen und Animation genutzt werden könnte, was aber unterbleibt. Im Bus wird es sehr laut, weil sich alle mit ihrem Gesprächsverhalten eifrig bemühen müssen, den Verkehrslärm und das Kommunikationsverhalten der anderen zu überstrahlen.
  5. Viele Teilnehmer haben die Busfahrt mit materiellen Gaben unterstützt. Es gibt kostenlos Kaffee, Kuchen und Sekt. Spätestens an dieser Stelle wird deutlich, dass eine herkömmliche Planung nicht prägend für das Projekt ist. Hier geht man eher nach dem Prinzip vor: Einer hat eine Idee und andere steuern ihre Unterstützung bei, ohne sich dabei mit einer Leitung oder einem kollektiven Willen abzustimmen. Insidern ist das dahinterstehende Prinzip auch als „Gomera-Prinzip“ bekannt.
Busfahrt-Burg Eltz

Busfahrt-Burg Eltz

  1. Am Ausgangspunkt der Wanderung marschiert man schnell los; niemand achtet darauf, ob alle mitkommen und niemand legt auch fest, was an den Zwischenzielen genau passieren soll. Sollte also jemand den Strapazen nicht gewachsen sein, dann muss er selbst sehen, wie er zum Bus zurückkommt, dessen Abfahrtszeit allerdings nicht festgelegt ist. Das klingt herzlos und darwinistisch, ist aber nicht verkehrt, wenn man bedenkt, was es für Folgen hätte, wenn man es anders organisieren würde. Dann müsste man jedes Zwischenziel und jede Störungsvariante bereits im Vorfeld diskutieren und man brauchte eine offizielle Leitung, die dann ad-Hoc zu entscheiden hätte, wie mit Problemen umzugehen ist. Das Gomera-Prinzip scheint zu Chaos zu führen, doch auch in vielen anderen gesellschaftlichen Situationen hat es sich bewährt, nicht von vornherein alle Eventualitäten durch Festlegungen, Verfahren oder Autoritätsstellen in den Griff bekommen zu wollen.
  2. Irgendwann ist man auf der Burg Eltz und dort stellt sich dann die Frage, ob man die Burg besichtigen soll, einkehren soll oder beides und wie viel Zeit man sich hierfür nehmen sollte. Wir stellten uns nach Aufforderung und im Interesse der Bier-, Kaffee- und sonstigen Konsum-Interessierten in die lange Schlange vor den Kiosk, wurden dort aber nach zehn Minuten wieder herausgenommen, weil „die Gruppe inzwischen entschieden“ hatte, dass man aus Zeitgründen auf Besichtigung und Einkehr verzichtet und stattdessen die Einkehr an der Ringelsteiner Mühle anstrebt. Wie es zu dieser Entscheidung kam, ist unklar; es muss aber so sein, dass der informelle Chef einer Busfahrt (der Organisator) hier seine ihm von den anderen zugewiesene Kompetenz genutzt hat (nutzen musste).
  3. Also trabten wir frohgemuht weiter zur Ringelsteiner Mühle, forcierten sogar unser Tempo, weil wir die ersten sein wollten, um schneller an Bier und Kaffee zu kommen. Gemäß der Maxime: Wer schneller geht, kommt früher dran und hat mehr von der Pause. Diesen Plan verfolgten allerdings auch andere und so waren wir bereits eine Kleingruppe, als wir an der Ringelsteiner Mühle aufliefen. Mir fiel nur auf, dass einige (wie wir) ausschließlich die eigenen guten Sitzplätze im Auge hatten, während schon andere planten, welche Tische zusammengestellt werden müssten, damit die Gruppe wieder zusammenfindet. Diese Wanderfreunde haben das Gomera-Prinzip wohl noch nicht so recht verstanden.
  4. Irgendwann ging es dann zurück zum Bus, wobei zunächst ein recht anstrengender Anstieg zu bewältigen war, was aber jeder schaffte, die Fußkranken waren ja bereits auf der ersten Teilstrecke hängen geblieben. Mich hat die Mühelosigkeit der Mitwanderer etwas erstaunt, denn ich könnte mir vorstellen, dass normale Wochenend-Spaziergänger hier ins Stocken gekommen wären und zumindest sich stark dem Jammern hingegeben hätten. Doch Jammern und Gomera-Prinzip, dass passt wohl nicht zusammen.
  5. Am Bus gab es dann nochmals privat bereitgestellten Kuchen, der recht vielfältig war und gut geschmeckt hat. Ganze Kuchenbleche mit Kirsch- und Pflaumenkuchen wurden leergeräumt; alles Angebote, die völlig freiwillig, ungeplant und ohne Kostenbeteiligungs-Anforderung bereit gestellt wurden.

    Nach der Burg Eltz Wanderung

    Picnic nach der Wanderung

  6. Dann startete die Rückfahrt, die recht zäh wurde, weil diverse Staus und Abfahrs-Sperrungen die Fahrtgeschwindigkeit reduzierten. Das tat der guten Laune aber keinen Abbruch. Diskutiert wurde nur zwischen dem Fahrer und einzelnen Mitreisenden, wie man am besten auf die Änderungen im Streckenverlauf reagieren sollte. Weder die Mitreisenden, noch die vorhandenen Navigationsgeräte konnten eine einheitliche Linie finden und so musste dann der Mann am Lenker selbst entscheiden, was das Richtige ist.

    Stau nach Burg Eltz

    Stau nach der Wanderung

  7. „Nächste Station: Hauptbahnhof Bonn“; mit dieser Durchsage endete die innovative und sehr unterhaltsame Busfahrt und nach kurzem Abschied waren wir ganz entspannt und angeregt, dass wir in aller Ruhe allein auf unseren Rädern nach Hause fahren konnten. Wir hatten uns prächtig unterhalten und waren sehr zufrieden. Nur von der Burg Eltz und der Eifel im Spätsommer (bei prächtigem Wetter) hatten wir eher weniger mitbekommen. Aber ich konnte Trost spenden. Schließlich hatte ich viele Fotos gemacht, und nach der Bildbearbeitung hätte man ja immer noch ausreichend Zeit, die Schönheit von Landschaft und Burg angemessen zu würdigen.

Hier geht’s nun weiter zur eigentlichen Beschreibung des Traumpfades Eltzer Burgpanorama

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