Digitale Identität und Online-Marketing

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Mario Sixtus und andere machen darauf aufmerksam, dass sich die digitale Identität durch die Web 2.0 Entwicklung verändert hat. Früher (noch vor zehn Jahren), war die digitale Identität noch durch Pseudonyme und Spitznahmen geprägt. Heute wird die digitale Identität mit eigenem Nahmen und eigenen Fotos gepflegt und es werden zum Teil sehr private Dinge in sozialen Netzwerken ausgeplaudert, die man früher kaum in die Öffentlichkeit getragen hätte. Stimmen von Kritikern, nicht zu viel private eigene Infos mit seiner digitalen Identität zu verknüpfen, verhallen oft ungehört.

Digitale Identität als philosophische Frage?

Warum kommt es zur Frage nach der digitalten Identität? Benutzer von sozialen Netzwerken stellen sich zunächst keine philosophischen Fragen, wie „Wer bin ich – und wenn ja wie viele?“. Denn zunächst möchte man nur vertreten sein und viele Kontakte über soziale Netzwerke wie Facebook pflegen. Und diese zur Kommunikation mit Freunden nutzen oder einfach nur, um eigene Bilder zu zeigen. Doch die Frage nach digitaler Identität kommt spätestens dann auf, wenn man sorgfältig das eigene Profil erstellen oder ergänzen will. Soll man seine digitale Identität eher auf berufliche oder eher auf private Bedürfnisse abstellen? Und wie viel Brüche und Ungereimtheiten will man bei seiner selbst gestalteten digitalen Identität zulassen?

Die Psychologie der digitalen Identität

Psychologen, die sich mit der Frage nach digitaler Identität genauer beschäftigt haben, sehen hier bei der Profilerstellung und Profilgestaltung den Weg für die Selbstreflexion geöffnet. Diese könne man nicht nur in einem Gespräch mit einem Experten angehen, sondern auch selbst in der Auseinandersetzung mit sich und anderen bei der Schaffung eines Online-Profils umsetzen.

Digitiale Identität und Philosophie

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Allerdings sollte man bei der Schaffung seiner digitalen Identität daran denken, dass öffentlich gemachte Aussagen zu Selbstverpflichtungen werden können. Denn wenn man bei seinen Facebook-Profil den Studienabschluss oder ein wichtiges Projekt ankündigt, dann kann man davon ausgehen, dass der ein oder andere nachhaken wird, wenn es nicht so läuft wie geplant. Anderseits verpflichtet man sich über die digitale Identität dazu, die öffentlich proklamierten Ziele auch anzugehen.

Digitale Identität und kommerzielle Verwertung

Das man mit seinen echten Namen und echten Daten in der eigenen digitalen Identität vertreten ist, hat auch kommerzielle Gründe. Denn Unternehmen wollen möglichst viel über ihre Kunden wissen, wenn sie langfristig im Geschäft bleiben wollen. Befürworter einer ehrlichen digitalen Identität betonen hingegen die soziale Regulierungsfunktion von zutreffenden Benutzerangaben. Denn wenn man mit seiner digitalen Identität erkennbar bleibt, dann wird man in Kommunikationskontexten sozial adäquater agieren.

Kritischer wird es hingegen gesehen, wenn man die digitale Identität so weiterentwickelt, dass sie überwiegend unter dem Aspekt der kommerziellen Verwertung gesehen werden kann. Viele sprechen seit längeren von der „Marke Ich“ und meinen das ganz positiv: Wer Erfolg im Netz und im Leben haben will, der muss nützlich und erkennbar für seine Freunde, Bekannten und Kollegen werden. Dass die digitale Identität zur Marke verkümmert, sehen andere durchaus kritisch, argumentieren aber oft eher moralisch. Es sei ein Unding, dass man den Mitmenschen genauso ansehe, wie eine Limonaden-Marke. Diese Kritik übersieht aber leicht, dass es ein grundlegendes Prinzip kapitalistischer Produktion seit Jahrhunderten ist, dass man wechselseitig unter Nutzwertaspekten in Kommunikation und Interaktion eintritt. Die Marke in der digitalen Identität wäre so nur ein neuer Ausdruck für eine alte Entwicklung.

Langfristige Auswirkungen der digitalen Identität

Vielen Nutzern, die heute ihre persönlichen Daten als digitale Identität ins Netz stellen, ist kaum bewusst, dass sie damit auch langfristig Risiken eingehen. Denn die Daten sind im Internet nicht unbedingt einfach zu löschen und finden sich in diversen Archiv-Varianten wieder. Deshalb können Techniken, die heute noch gar nicht entwickelt sind, irgendwann einmal für neue Auswertungsmöglichkeiten sorgen. So ist beispielsweise denkbar, dass man über bessere Gesichtserkennungs-Software Verbindungen in Online-Profilen herstellt, die bisher noch nicht offensichtlich sind.

Darüber hinaus sollte bedacht werden, dass die Netz-Archivierung der Entwicklung der digitalen Identität Transparenz herstellt, die es bisher so nicht geben konnte. Früher konnte man nicht so erfolgreiche Stadien der beruflichen oder privaten Entwicklung in den Orkus des Vergessens sinken lassen; das ist heute ungleich schwerer, denn das Internet vergisst nichts.

Bisher war es auch so, dass man in unterschiedlichen sozialen Rollen sehr unterschiedliche Identitäten ausprägte. Als Lehrer war man gegenüber seinen Schülern ein anderer, als in seinem privaten Umfeld. Gegenüber Verwandten nimmt man eine anderes Haltung an, als gegenüber Kollegen und Vorgesetzten. Doch mit der öffentlich einsehbaren digitalen Identität ist diese Trennung obsolet geworden. Der Chef sieht nicht nur mit wem man verheiratet ist, sondern auch wen man als Freund hat und welchen Musikgeschmack man bevorzugt und wo man politisch steht. Somit führt die digitale Identität dazu, dass man höhere Ansprüche an authentische persönliche Identität zu erfüllen hat.

Elektrischer Reporter – Digitale Identität: Das Ich im Netz

Digitale Identität: Trends sind gegenwärtig noch nicht abschätzbar

Das Thema der digitalen Identität wird in den nächsten Jahren noch an Bedeutung gewinnen. Wird man hinsichtlich der digitalen Identität sein eigenes Ich modellieren und nur noch unter Reputations-Aspekten verwenden? Oder geht die Kontrolle über die eigene Identität verloren? Nutzer von sozialen Netzwerken haben es in Hand, wie weit sie gegenwärtig bei der Gestaltung der eigenen digitalen Identität gehen wollen und wie sehr sie sich Rückzugsräume erhalten, die auch nicht später einer maschinellen Auswertung unterzogen werden können.

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