Die Parapsychologie ist ein Grenzgebiet der Psychologie und wird von den meisten Psychologen nicht als Bestandteil einer wissenschaftlichen Psychologie angesehen. Denn Parapsychologie enthält den Begriff „Para“, der aus Griechischen kommend mit „neben“ übersetzt werden könnte. Da auch die griechischen Begriffe „Psyche“ für Seele und „Logos“ für Lehre im Begriff Parapsychologie enthalten sind, könnte man also die Parapsychologie als Neben-Lehre der Seele auffassen. Jahrzehnte lang hat sich die Parapsychologie um eine wissenschaftliche Begründung ihres Gegenstandes bemüht, doch die Erfolge der Parapsychologie sind überschaubar geblieben.
Die Parapsychologie hat sich also die Beschreibung und Erklärung sogenannter paranormaler Phänomene als Ziel ausgesucht. Mit paranormalen Phänomenen sind Effekte gemeint, die vom gegenwärtigen Kenntnisstand der Wissenschaft nicht ausreichend erfasst werden können. Könnte beispielsweise ein Hellseher den Ort einer versteckten Person allein durch übersinnliche Wahrnehmung herausbekommen, dann wäre dies ein paranormales Phänomen und die die Parapsychologie hätte ein Argument für ihre Existenzberechtigung.
Die Parapsychologie beschäftigt sich mit unterschiedlichen Para-Phänomenen: Relevant und sehr bekannt sind die außersinnliche Wahrnehmung in der Parapsychologie. Ohne Nutzung der normalen Sinne und Informationskanäle sollen einer Person Sachverhalte bekannt werden. Solche mentalen Effekte werden in der Parapsychologie auch als Telepathie bezeichnet. Der Nachweis hierüber ist außerhalb der Parapsychologie sehr umstritten, denn es ist nicht einfach, den Grad der Übereinstimmung unterschiedlicher Informationen exakt zu bestimmen.
Aber es geht auch um direkte materielle Effekte in der Parapsychologie: Telekinese, Levitation oder Spuk. So soll es Leuten gelungen sein, materielle Objekte auf einem Tisch zu bewegen, ohne dass sie direkt oder indirekt auf die materiellen Objekte mit normalen Methoden Einfluss genommen haben. Man stellt sich bei der Parapsychologie das so vor, dass der Geist die materiellen Objekte bewegt habe. Skeptiker gehen davon aus, dass solche Effekte oft durch Manipulations- und Suggestionstechniken hervorgerufen wurden, dass es also der Parapsychologie bisher noch nicht gelungen sei, die Existenz ihres Gegenstandsbereiches zu bestimmen.
Als Oberbegriff für alle Para-Phänomene verwendet man sehr gerne den Begriff PSI. PSI soll die unbekannte geistige Kraft benennen, die die Effekten der Parapsychologie herrufen kann. Das Interesse an der Parapsychologie ist seit Jahrzehnten sehr stark, aber gewissen Wandlungen unterworfen. Während die fortschrittsbetonten 1960er- und 1970er-Jahre sehr zurückhaltend mit den Phänomen der Parapsychologie umgingen, kam es ab den 1980er-Jahren zu einem Aufschwung in der Beachtung der Parapsychologie in der Öffentlichkeit, auch weil der Fortschrittsglaube auf Grund vielfältiger Gründe zurückging.
Weltweit gab es um Lauf der letzten Jahrzehnte einige Lehrstühle an Universitäten, die sich mit Parapsychologie beschäftigten. Bekannt wurde der Amerikaner Joseph Banks Rhine, der die Parapsychologie um statistische Experimente bereicherte, die dem Phänomen der außersinnlichen Wahrnehmung auf Spur kommen sollten. Doch die Rhine-Experimente waren auch nach den Standards der Parapsychologie nicht immer korrekt umgesetzt worden. Ähnliche Probleme hatte auch ein Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, das im süddeutschen Raum beheimatet war. Der Parapsychologie ist bisher die wissenschaftliche Anerkennung versagt geblieben und gegenwärtig deutet auch nichts darauf hin, dass die Parapsychologie sich bis zum Rang einer Wissenschaft vorarbeiten könnte.