Durch das Internet und die hiermit möglichen neuen sozialen Netzwerke können sich die Menschen in einem Maße vernetzen, wie das bisher kaum vorstellbar war. Soziale Netzwerke haben auch deshalb Erfolg, weil sich der menschliche Wunsch nach Wahlfreiheit auf die Mediennutzung übertragen hat. Handys und Online-Kommunikation schaffen neue Möglichkeiten für Verbindungen zwischen Menschen und diese Möglichkeiten werden für soziale Netzwerke Online und Offline immer wichtiger. Jochen Mai hat deutlich gemacht, dass neue soziale Netzwerke über das Internet auch sehr stark während der Arbeit genutzt werden; nicht immer zur Freude der Chefs.
Dass man sehr schnell über soziale Netzwerke an andere, bisher unbekannte Menschen herankommt, hatte bereits in den 60er-Jahren des letzten Jahrhunderts der Sozialpsychologe Stanley Milgram mit seiner Theorie der kleinen Welt deutlich werden lassen. Irgendwie sind wir alle über 6 Ecken miteinander verbunden. Wenn man also Kontakt zu jemand wünscht, dann sucht man in sozialen Netzwerken nach jemandem, der die betreffe Person kennt und den man kennt. Oder man sucht zumindest jemanden, der jemanden kennt, der die betreffende Person kennt. Milgram konnte plausibel machen, dass man zu jedem Menschen nur bis zu 6 Stationen braucht und diese Erkenntnis kann man sich heute zu Nutze machen, wenn man in sozialen Netzwerken wie XING einen Kontakt herstellen will.
Was vor ein paar Jahren noch sehr experimentell begonnen hat, ist inzwischen zu einem starken Strom an sozialen Netzwerken angeschwollen. Neben dem für Deutsche interessanten Business-Plattform XING gibt es im internationalen Bereich LinkedIn als wichtiges soziales Netzwerk für Geschäftskontakte. Weitere soziale Netzwerke haben altersbezogene oder kulturelle Schwerpunkte: StudiVZ, SchülerVZ, Facebook, Flickr sind hier die bekannten Protagonisten. Inzwischen sind die vielen sozialen Netzwerke mit den unterschiedlich zu verwalteten Profilen für viele so unübersichtlich geworden, dass sie Plattformen wie yiid nutzen, um den Überblick über ihre sozialen Netzwerke zu behalten.
Inzwischen sind soziale Netzwerke so wichtig geworden, dass man einen neuen Kontakt oder Freund nicht mehr fragt, welche Telefonnummer oder E-Mail-Adresse er hat, sondern ob er sich auch auf den gleichen sozialen Netzwerken bewegt, wie man selbst. Facebook-User bleiben so unter sich und haben über ihr soziales Netzwerk auch einfachere Möglichkeiten Informationen oder Fotos gemeinsam zu nutzen.
Spannend wird die Frage sein, inwieweit die neuen sozialen Netzwerke die Kommunikationskultur grundlegend verändern. Wenn man sich nicht mehr so sehr über allgemeine Kommunikationskanäle (Tageszeitung, Tagesschau) informiert, sondern hierzu soziale Netzwerke nutzt, dann könnte eine weitere Segmentierung der Öffentlichkeit das Ergebnis sein. Damit hätten dann die sozialen Netzwerke auch politische Folgen.