Früher war der Kunde König, dem man alles hinterher trug. Schon seit längerem hat man aber erkannt, dass man mit dem arbeitenden Kunden erheblich Kosten einsparen kann. Da in Deutschland die Mentalität des „Geiz ist geil“ vorherrschend ist, ist der arbeitende Kunde eine ideale Möglichkeit, Kostensenkung und Preisbewusstsein zu verbinden. Vielen ist aber noch nicht bewusst, wie stark der arbeitende Kunde schon ihre Zeitplanung beeinträchtigt.
Das Problem für den arbeitenden Kunden ist, dass man zunächst als arbeitender Kunde viele Vorteile genießt, wenn man die Produkte an die eigenen Bedürfnisse anpassen kann. Allerdings kann das im zweiten Schritt des arbeitenden Kunden dazu führen, dass man auch als arbeitender Kunde seine Bedürfnisse an die Produkte anpassen muss. Man hat dann keine Wahlfreiheit mehr, wenn der arbeitende Kunde die Selbstarbeit nutzen muss, um noch überhaupt an ein Produkt zu kommen. Oder er hat sehr hohe Kosten, wenn der arbeitende Kunde bereit ist, viel Zeit und Nerven zu investieren.
Die grundlegende These „der arbeitende Kunde“ geht vor allem auf die Arbeitspsychologin Kerstin Rieder und ihren Kollegen Günter Voß zurück. Rieder hat auch in einer sehr eindrucksvollen Fernsehsendung gezeigt, wie weitgehend wir inzwischen als arbeitende Kunde funktionieren.
Ein Trend des -arbeitender Kunde- findet man auch im Web 2.0, wenn viele als kostenlose Content-Lieferanten das Business von anderen fördern. Allerdings kann dieser Erfolg des arbeitenden Kunden im Internet nur so erklärt werden, dass diese Mitmachmöglichkeiten als positives Gestaltungselement erfahrbar werden.
Es wird eine spannende Frage in den nächsten Jahren sein, wie es weiter mit dem arbeitenden Kunden geht und ob immer mehr Produkte und Dienstleistungen erst durch den arbeitenden Kunden zur endgültigen Nutzung gebracht werden.
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